Die Anfänge im Jahr 1971 mögen im Vergleich zu heute bescheiden gewesen sein, doch das neuartige Pflege-Angebot sollte später Schule machen und viele weitere Pflegedienste nach sich ziehen.
Bis dahin waren es Gemeindekrankenschwestern, die pflegebedürftige Menschen zuhause aufsuchten, um sie zu versorgen. Das reichte lange Zeit, denn die demographischen und gesellschaftlichen Verhältnisse unterschieden sich immens im Vergleich zu unserer Gegenwart. Die Gesellschaft war relativ jung, und die meisten älteren Menschen genossen familiären Rückhalt. Andere zogen - vergleichsweise früh - in Altenheime, in denen sie meist viele Jahre lebten. Einsame, ältere Menschen in ihrem eigenen Zuhause hingegen waren nicht so häufig anzutreffen wie heute. Und es nagte ein weiteres Problem am etablierten System der Gemeindekrankenschwestern: Die Zahl der Ordensschwestern schrumpfte, und gegen Ende der 1960er Jahre war es absehbar, dass der Nachwuchs bald nicht mehr ausreichen würde. So kam es zum Konzept der Sozialstation, das 1970 in Worms erstmals realisiert wurde. Der noch keine zwei Jahre alte Caritasverband für den Kreis Unna bewies sich als Pionier und legte im November 1971 als zweiter Träger in ganz Nordrhein-Westfalen nach.
Als 1995 mit der Einführung der Pflegeversicherung der Boom privater Anbieter für häusliche Pflege einsetzte, verfügten die Sozialstationen im Caritasverband schon über ein knappes Vierteljahrhundert Erfahrung. Und doch führte die Expansion des Marktes auch zu Problemen. Denn bis zur Einführung des Pflegestärkungsgesetzes im Jahr 2015 hatten die Sozialstationen angesichts der im Wettbewerbsvergleich hohen Gehälter für Pflegerinnen und Pfleger immer wieder Schwierigkeiten, kostendeckend zu arbeiten. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Heute beschränkt sich die Herausforderung im Wesentlichen darauf, genügend Fachkräfte und fähige Auszubildende zu gewinnen. Dieses Problem beschäftigt die gesamte Branche, und auch die Politik signalisiert mittlerweile den Willen, verstärkt an Lösungen zu arbeiten. Denn der Bedarf an häuslicher Pflege steigt angesichts der demographischen Zuspitzung dramatisch. Fast jeder ambulante Pflegedienst muss immer wieder Anfragen ablehnen - zum Leidwesen der betroffenen Pflegebedürftigen und ihrer oftmals überlasteten Angehörigen.
50 Jahre Sozialstation Unna-Fröndenberg: Das Team um Leiterin Fiona Grace feierte das Jubiläum am neuen Standort in Königsborn.