Zu viele Menschen haben es schwer auf dem Wohnungsmarkt. Meist ist es ihr geringes Einkommen, das ihnen die Chancen auf eine eigene Wohnung nimmt. Ray Treptau (58) gibt Vermietern noch mehr vermeintliche Gründe, ihm den Zuschlag zu verwehren. Denn er hat eine Vergangenheit hinter sich, die auf die meisten eher verstörend wirken dürfte. Sein Weg in die jahrelange Wohnungslosigkeit führte über Schicksalsschläge, Kriminalität, Drogensucht und auch einige Jahre in verschiedenen Gefängnissen.
Ray Treptau wuchs als Sohn eines amerikanischen Berufssoldaten und einer deutschen Mutter im kalifornischen San Bernadino auf, bevor er im Alter von 16 Jahren nach Deutschland übersiedelte. Hier lief es zunächst sehr gut für den jungen Mann. Er absolvierte erfolgreich eine Ausbildung zum Mess- und Regeltechniker und war vor allem für Siemens auf Montage - ein sehr lukrativer Job. Der entscheidende biografische Bruch folgte, als 1992 Rays große Liebe, eine junge Frau aus Bremerhaven, ermordet wurde. Der bis heute ungeklärte Fall sorgte für viel mediales Aufsehen - und er ließ Ray Treptau emotional abstürzen. "Ich war nicht mehr derselbe Mensch", erinnert sich der 58-Jährige. "Nur die Drogen halfen mir." Damit begann Treptaus kriminelle Karriere, die in die Sucht, in Knastaufenthalte und zu traumatischen Erinnerungen führte, die er heute am liebsten aus seinem Gedächtnis tilgen würde.
Ray Treptau und Hartmut Veit vor der neuen Wohnung in KamenJan Wandschneider
Ray Treptaus Laufbahn als Gangster endete vor vier Jahren, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde und sich klar war: "So geht es nicht mehr weiter." Der heute 58-Jährige kümmerte sich selbst um einen Platz in einer betreuten Wohneinrichtung, ließ sich stationär behandeln, bekam seine Sucht in den Griff und entwickelte die Lust auf ein neues, ein normaleres und gesundes Leben. Die Beratungsstelle der Caritas-Wohnungslosenhilfe begleitete ihn auf diesem Weg. In der Trainingswohnung des Caritasverbandes zeigte Ray Treptau sechs Monate lang, dass er einen Haushalt führen konnte und dem Leben mit einem strukturierten Alltag gewachsen war. Doch die letzte große Hürde war der eigene Wohnraum. In einem ohnehin umkämpften Markt hat es jemand wie Ray Treptau natürlich besonders schwer.
Genau hier setzt das noch junge Projekt "Endlich ein Zuhause" an, das - gefördert mit Landesmitteln - wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen im Kreis Unna unterstützt. Hartmut Veit, einer der Mitarbeiter in dem vom Caritasverband und vom Frauenforum getragenen Projekt, hat Ray Treptaus Weg in eine eigene Wohnung in Kamen eng begleitet. Dazu gehörten auch viele Gespräche mit dem Vermieterehepaar, das gerne Menschen am Rande der Gesellschaft unterstützt und die vorbereitende Zeit in der Caritas-Trainingswohnung als wertvolle Basis für eine funktionierendes Mieter-Vermieter-Verhältnis schätzt.
So hat Ray Treptaus schwierige Reise ein vorläufiges, ein gutes Ende genommen. "Ich bin angekommen", sagt der 58-Jährige. Sein nächstes Ziel: "Jetzt möchte ich wieder mehr Zeit mit meiner Mutter und meiner Tochter verbringen."